Reggae und Düsseldorf – auf dem Papier nicht unbedingt die naheliegendste Verbindung. Punk aus Düsseldorf? Schon eher. THE TiPS können beides - und noch viel mehr. Heißer Reggae, knackiger Punk und Rock sowie eine Prise Soul sind die Zutaten der spritzigen musikalischen Geschmacksexplosion, die das Trio auf Platte und auf der Bühne abfeuert. Ihre neuste Album-Kreation, TWISTS'N'TURNS, die am 19.02.2016 über Long Beach Records erschien, bricht nicht mit dieser Tradition. Nein, TWISTS'N'TURNS geht sogar noch einen Schritt weiter, setzt zum großen Sprung an und das Erfolgsrezept der TiPS als Rock-Reggae-Pioniere auf dem deutschen Musikmarkt fort.
Daran lässt schon der Opener ‘Birds In Trees’ keinen Zweifel: Hier treffen entspannte Reggae-Rhythmen auf eine Gitarrenwand und einen Refrain, der auch Muse sicherlich gut zu Gesicht gestanden hätte. Dazu gesellt sich mit Benji Webbe, Sänger der britischen Reggae-Metaller SKINDRED, auch noch ein veritabler Gaststar ans Mikro. Woanders hört man auf TWISTS'N'TURNS einen Hauch von Hendrix am Strand nachhallen (‘Wasting Time’), werden die Beatsteaks in die Surf-Schule (‘Chosen Fool’) geschickt, oder zieht man schneller als jeder andere Rasta-Cowboy (‘Do It Right’). Bei allem eskapistischen Sinnesrausch machen THE TiPS jedoch auch vor ernsten Themen nicht halt. Auf ‘Leaving Home’ oder ‘Parade’ schlägt die Band durchaus nachdenklichere und sozialkritischere Töne an, indem sie sich mit der aktuellen Flüchtlings-Problematik auseinandersetzt. Zudem beleuchten Tracks wie ‘Alien’ oder ‘City Lights’ persönliche Facetten des Scheiterns einer kapital-getriebenen, gleichförmigen Gesellschaft, in der kein Platz für Individualität und Andersartigkeit ist, während ‘If You Want To’ in postmoderner Anlehnung den kreativen Schaffensprozess und die Kunst selbst zum Reflexions-Gegenstand macht. Optisch in Szene gesetzt hat THE TiPS hierfür kein geringerer als Helge Tscharn, seines Zeichens Mitarbeiter des Monster Skateboard Magazins und Skateboard-Fotografen-Ikone. Der mittlerweile in Brasilien lebende Helge holte die Jungs bei seinem letzten Europa-Besuch vor Begeisterung direkt vor die Linse. Ihre tiefe Verwurzelung in der Skater-Szene – Faf und Jay sind beide begeisterte Rollbrett-Fahrer und Contest-Organisatoren – bringt die Band zudem mit und auf dem Album-Artwork zum Ausdruck. Das Design stammt von Stefan Ä Beham (Zebrahead, Lagwagon, Authority Zero, A Wilhelm Scream) und wird in Kooperation mit Pavel Skates und Reell Jeans sogar als Signature-Deck zusammen mit dem Album in den Skate-Handel und derart direkt auf die Rampe kommen. So wundert es nicht, dass beispielsweise auch der Kult-Skateshop Concrete Wave zu den eifrigen TiPS-Supportern gehört.
Den Ursprung der ungewöhnlichen Liaison von Reggae und Punk aus Düsseldorf, muss man tatsächlich im Ausland suchen. So zieht es Sänger und Gitarrist Aljoscha „Ali“ Thaleikis, grade mal volljährig, für ein paar Jahre in die USA, wo er eine prägende musikalische Begegnung macht: Sublime. Jene Band aus dem kalifornischen Long Beach, die ebenso scheuklappenbefreit Punk, Ska, Dub und Reggae verquirlt, hat es Ali schnell angetan.
Zurück in Deutschland werden 2009 die TiPS geboren. 2011 macht sich der Dreier an die Aufnahmen zum Debütalbum HIGH SOBRIETY. Im November 2013 folgt das zweite Album TRIPPIN’. Am Mischpult der Sessions in den BluNoise Studios: die deutsche Indie-Produzenten-Ikone Guido Lucas (Harmful, Blackmail, Scumbucket, Donots). Auch beim Cover- Artwork setzte die Band auf guten Geschmack und Prominenz, zeichnet sich doch niemand Geringeres als der kalifornische Tattoo-Künstler Opie Ortiz, der auch schon für Sublime tätig war, für dasselbige verantwortlich. Die Presse-Reaktionen auf das Zweitwerk sind hervorragend. „Wer mit Sublime, den Long Beach Dub Allstars und den Red Hot Chili Peppers was anfangen kann, wird auch diese Band lieben! Volle Punktzahl“, urteilt das Fachblatt Riddim. Auch der deutsche Rolling Stone findet sehr lobende Worte („...klar konturierte Songs, die das Trio mit enormer Energie zum Leben erweckt.“) und präsentiert die Video-Premiere von ‘My Girlfriend's Mother’ auf seiner Webseite.
Im Anschluss spielen THE TiPS nicht weniger als über 130 Live-Shows. Allein oder im Verbund mit den Mad Caddies, Rakede, Ruts D.C., den Toasters, Jaya The Cat oder Rantanplan – um nur einige zu nennen – macht man Clubs und Festivals (u.a. Bochum Total, Mighty Sounds, Free & Easy München, Jera On Air, Hanfparade, Open Flair) unsicher. Zeit für die Arbeit an einem neuen Studioalbum findet man dennoch. Mit Alexander Beitzke (Jamiroquai, Ed Sheeran, Florence And The Machine) als Produzenten begibt man sich in die legendären Maarweg Studios in Köln. Das mit einem Mastering von Pete Maher (U2, Linkin Park, Lana Del Ray, Nine Inch Nails) versehene Ergebnis ist zugleich Zeugnis einer hörbaren Weiterentwicklung. Vom anfänglichen Sublime-Einfluss hat sich die Band noch weiter emanzipiert und setzt den Fokus vermehrt auf
Eigenständigkeit, ohne dabei ihre Roots zu vernachlässigen.