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Voltaire

Alternative

Köln

Wenn eine Band es durchsetzt, fast alle Songs für ihr Debütalbum ohne die Hilfe eines Metronoms einzuspielen, zeugt das von Selbstbewusstsein und einem eigenen Kopf - eben davon, dass sich die Musiker nicht dem Diktat eines klickenden Kästchens aussetzen möchten. Voltaire wollen, dass auch das Tempo ihrer Songs und deren verschiedener Teile variieren, wie diese es verlangen. Die Songs müssen funktionieren, nennt Sänger Roland Meyer de Voltaire die ebenso einfache wie plausible Motivation für diesen Schritt.

Durch Zufälle haben die Musiker von Voltaire zueinander gefunden. Nicht das gemeinsame Aufwachsen, der Besuch der gleichen Schule oder ähnliches haben dafür gesorgt, sondern - möchte man es kitschig ausdrücken - der Wink des Schicksals. Sänger Meyer de Voltaire, der als Sohn deutscher Diplomaten in Moskau aufwuchs, trifft bei einem klassischen Liederabend auf den Konzertpianisten Hedayet Djeddikar, der Schuberts Winterreise spielte, während der Sänger die Texte dazu interpretierte.

Im Zug, irgendwo zwischen Bonn und Köln, lernt Meyer de Voltaire den angehenden Jazzgitarristen Marian Menge kennen, der ihm zufällig gegenüber sitzt. David Schlechtriemen (Schlagzeug) und Rudolf M. Frauenberger (Bass) vervollständigen die Band schließlich zur endgültigen Fünferbesetzung.

Durch das eher zufällige Zusammenkommen verfügen alle Musiker über einen anderen Background und über ziemlich verschiedene Biografien. So kam David Schlechtriemen in Amsterdam zum Schlagzeugspielen, nachdem er mit 17 von zu Hause abgehauen war. Meyer de Voltaire lernte zuerst in Russland das Klavierspielen, bis er schließlich auf Gitarre und Gesang wechselte.

Gemeinsam ist ihnen das Interesse am Klang ihrer Musik. Sowohl Schlechtriemen als auch Meyer de Voltaire setzen sich gern an die Regler, um die Sounds zu perfektionieren. Im November 2004 erscheint die "Flut"-EP und beschert der Band einiges an Aufmerksamkeit. Ein Auftritt bei Sarah Kuttner folgt, es geht aufwärts, doch anstatt das Album zeitnah herauszubringen, vergeht noch mehr als ein Jahr bis zur Veröffentlichung.

Vielleicht liegt es daran, dass sie es perfekt machen wollen, dass eben alles sitzen soll. Die Aufnahmen finden im Stonehenge Studio in der Nähe des Bad Godesberger Bahnhofs statt. Mit der Unterstützung des Produzenten Götz Botzenhardt (Faithless, Paul Weller) und Oliver Weisskopf als Co-Produzent bannen sie ihr Material auf Band.

Entgegen dem allgemeinen Trend zur Digitalaufnahme entscheiden sich die Musiker dazu, ihre Lieder analog aufzunehmen, wohlwissend, dass sie mit kleineren Fehlern leben müssen, weil eine intensive Nachbearbeitung nur schwer möglich ist. "Es konnte schon vorkommen, dass wir über zwanzig Takes von einem Song aufgenommen haben, bis wir mit dem Ergebnis zufrieden waren", sagt Meyer de Voltaire.

Letzte Hand legte man in England an. Vielleicht ein Grund dafür, dass Voltaire auch ein wenig britisch klingen. "Das war eher eine Frage des persönlichen Geschmacks und nicht der Abgrenzung zu anderen deutschen Bands", sagt der Sänger. Mitte März 2006 erscheint schließlich das Debütalbum "Heute Ist Jeder Tag".

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