Es gibt diese Konzertmomente, in denen sich die Sicht auf die Dinge ganz plötzlich komplett verändert. Man hört die Musik, man sieht die Band und zack: Der alte Glauben ist wieder da. Ganz stark, ganz echt, ganz wahr. Der Auftritt der Eagulls beim Reeperbahn Festival war so ein Moment. Da standen fünf junge Menschen aus Leeds auf der Bühne, droschen auf ihre Instrumente ein, und ganz vorne schrie sich jemand seine komplette Energie aus dem Hals. Irgendwo zwischen Punk, Rock, Garage, Krach und Wahnsinn war das angesiedelt, was da wirklich, wirklich roh aus den Lautsprechern polterte. Einige Singles und EPs haben Eagulls schon veröffentlicht, im kommenden März soll die Debüt-LP erscheinen. Und es muss die LP sein. Eine CD oder gar ein digitaler Download wären in diesem Fall so richtig falsch. Das Teil muss zwischen Clash und Pistols und Sonic Youth im Plattenregal stehen können und man selbst in der ersten Reihe beim nächsten Auftritt der Jungs aus Leeds, egal ob 15- oder 50-jährig. Man muss George Mitchell in die Augen schauen, wenn er sich vor einem krümmt und ins Mikrofon schreit, der Schweiß von den Stirnen der Gitarristen Goldy Goldsworthy und Liam Matthews und Bassist Tom Kelly muss einen treffen wie die zersplitterten Drumsticks von Henry Ruddel. Was da aus Nordengland über einen kommt ist rasend und zeigt einem, dass in Musik, im Krach, in den (allzumal für Punk) sehr persönlichen Lyrics Wahrheit stecken kann. Wie gesagt: Der alte Glaube ist wieder da, das Fieber und man will immer mehr davon. Oder wie Mitchell im Interview-Magazin sagte: „We’re real, and we’re not bullshit, and we don’t fake our acts. We’re a true band.“